*** Leseprobe ***
Rendevous mit Mord
„Was?“, motze ich.
Stille.
„Mach hin, ich hab zu arbeiten. Was gibt’s?“
Räuspern.
Gerade kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht nicht Kevin sein könnte. „Ähh ... hallo?“, frage ich.
„Hallo?“, fragt mein Gegenüber zurück.
„Ja. Hallo. Wer ist denn da?“
„Wer ist denn da?“, echot mein Gesprächspartner. Die Stimme kommt mir nicht bekannt vor. Kevin ist es nicht. Seine weinerliche Stimme würde ich unter allen anderen erkennen. Jederzeit.
„Sollten Sie nicht wissen, wen Sie angerufen haben?“, frage ich, etwas genervt.
„Spreche ich mit Elisabeth Baumann?“
Ich verziehe das Gesicht. Ich hasse es, mit meinem ganzen Namen angesprochen zu werden. Nur meine Eltern nennen mich noch so. Ich brumme so etwas wie eine Zustimmung.
„Haben Sie unsere Nachricht erhalten?“
Ich überlege kurz. Habe ich eine Nachricht erhalten? „Ich weiß nicht ...?“
„Codewort: Gangbang“, erläutert mein Anrufer.
Ich mache ein empörtes Geräusch. Wofür hält der sich? „Hey, Freundchen, du bist hier nicht auf der 0190. Da hast du dich verwählt.“ Ich will auflegen.
Diese Perversen werden auch immer dreister. Da fällt mir wieder ein, dass er ja meinen Namen kannte.
„Legen Sie nicht auf“, rät er prompt. Mir schwant etwas. Ich krame in meinen geistigen Notizen, in meinem Kopf herrscht immer ein fürchterliches Chaos, wenn ich so zwischen allen Stühlen sitze. Doch, das könnte es gewesen sein. Ich bin mir sicher. Also ziemlich sicher. Das ist das Codewort für meinen neuen Auftrag. Der Perverse ist vermutlich der Auftraggeber.
„Oh!“, mache ich. „Äh ... alles klar. Jetzt weiß ich Bescheid.“ Ich kann förmlich hören, wie er die Augen verdreht.
„Sind Sie sicher, dass Sie ein Profi sind?“
Was ist das denn für eine Frage? Nein, sorry, bin ich nicht? Was glaubt der, was ich ihm darauf antworte?
„Selbstverständlich.“
„Hm. Wie auch immer. Sie sind besser professionell, sonst endet das hier nicht gut für Sie.“ Die üblichen Drohungen. Und wehe, wenn Sie nicht erfolgreich sind. Was glauben diese Leute eigentlich? Dass ich in meiner Branche noch leben würde, wenn ich regelmäßig daneben schieße?
„Ja, ja“, brumme ich.
„Sind Ihnen die Eckdaten des Auftrags klar?“, fragt er jetzt wieder ganz businesslike.
„Ja, ich denke schon. Ich bring den Typ um die Ecke und Sie zahlen dafür ...“
Ich horche, was mein Gegenüber dazu zu sagen hat. Nennt er die Prämie? Als ich sie höre, muss ich husten.
„Äh ... Sie zahlen dann eine verdammt hohe Summe. Sind Sie sich sicher, dass Sie sich nicht vertippt haben? Ich meine, da hat man ja schnell mal eine 0 zu viel, nicht? Ich kenn das ...“
„Eine Million“, erklärt er ungerührt. „Wir zahlen eine Million. Bei Erfolg.“
Ja klar, bei Erfolg. Ich kenne leider niemanden, der so dämlich wäre, eine Million für Misserfolg zu zahlen. Ich schlucke. So viel Geld. Das bringt mich definitiv in eine andere Liga.
„Gut. Wir melden uns wieder. Schönen Tag.“
Klack.
Aufgelegt.
Was wollte er mir jetzt eigentlich
sagen?
Fortsetzung folgt ...
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